Scharfe Kritik an Methoden der Integrationsstudie
Ein vernichtendes Urteil stellt die Migrationsforscherin an der Akademie der Wissenschaften, Barbara Herzog-Punzenberger, der vom Innenministerium vorgelegten Integrationsstudie aus.
Nach genauer Analyse der am Freitag veröffentlichten Texte äußerte sich die Wissenschaftlerin im Gespräch mit der APA heute "erstaunt" über die Schlüsse, die darin über muslimische Mitbürger in Österreich gezogen werden. Von Seiten des Innenministeriums wurden die Vorwürfe zurückgewiesen.
Viele Fragen
Herzog-Punzenberger verwies darauf, dass nur 26 der insgesamt bisher veröffentlichten 226 Seiten der Studie den Befragungsteil ausmachen, obwohl die Innenministerin daraus ihre "große Botschaft" - 45 Prozent der Moslems seien "integrationsunwillig" - abgeleitet hat.
Völlig unklar sei, wie die Stichprobe für die Befragungen gezogen und was überhaupt gefragt wurde.
"Typologien zu hinterfragen"
Die Ableitung der "Integrationsunwilligkeit" von der Typologie her - 45 Prozent der Moslems in Österreich seien entweder "traditionell-konservativ" oder "religiös-konservativ" - kann die Experten nicht verstehen. Schließlich gebe es quer durch die österreichische Gesellschaft wertkonservative Menschen. "Gerade die ÖVP sollte dieser Gruppe nicht eine Distanz zum Staat nachsagen", so Herzog-Punzenberger.
Auch das Attribut "religiös-konservativ" sei zu hinterfragen. Schließlich sei der Islam eine anerkannte Religionsgemeinschaft - "dann können die Gläubigen diese Religion auch ernst nehmen, ohne dass sie stigmatisiert werden", betont die Wissenschaftlerin.
Kritik an Rolle des Studienautors
Als "unprofessionell" bezeichnete Herzog-Punzenberger auch die Beschränkung der Befragungen auf Moslems mit türkischen und bosnischen Wurzeln in Wien und Umgebung, wenn dann daraus eine Studie unter Moslems in ganz Österreich gemacht werde.
Sehr kritisch beurteilt Herzog-Punzenberger schließlich die Rolle des Studienautors Mathias Rohe von der Universität Erlangen in Deutschland. Rohe sei zwar anerkannter Islam-Experte. Als Integrationsexperte sei er bisher nicht in Erscheinung getreten.
Innenministerium verteidigt Studie
Der Pressesprecher von Innenministerin Liese Prokop, Johannes Rauch, verteidigte indes die vom Innenministerium vorgelegte Studie und wies die Kritik von Herzog-Punzenberger zurück.
Diese sei "nicht nachvollziehbar" und wohl "nach dem Prinzip 'Neid ist die ehrlichste Form der Anerkennung' erfolgt", meinte er gegenüber der APA.
"Sehr viele" Experten würden die Qualität dieser Studie als "einzigartig" loben. Sie sei die erste dieser Form in Europa. "Verwundert" ist Rauch, dass Herzog-Punzenberger als Migrationsexpertin auftrete, "von ihr hat man noch nie etwas gelesen in diesem Bereich", so der Prokop-Sprecher.
(http://www.orf.at/index.html?url=http%3A//www.orf.at/ticker/218602.html%3Ftmp%3D13697)
Nach genauer Analyse der am Freitag veröffentlichten Texte äußerte sich die Wissenschaftlerin im Gespräch mit der APA heute "erstaunt" über die Schlüsse, die darin über muslimische Mitbürger in Österreich gezogen werden. Von Seiten des Innenministeriums wurden die Vorwürfe zurückgewiesen.
Viele Fragen
Herzog-Punzenberger verwies darauf, dass nur 26 der insgesamt bisher veröffentlichten 226 Seiten der Studie den Befragungsteil ausmachen, obwohl die Innenministerin daraus ihre "große Botschaft" - 45 Prozent der Moslems seien "integrationsunwillig" - abgeleitet hat.
Völlig unklar sei, wie die Stichprobe für die Befragungen gezogen und was überhaupt gefragt wurde.
"Typologien zu hinterfragen"
Die Ableitung der "Integrationsunwilligkeit" von der Typologie her - 45 Prozent der Moslems in Österreich seien entweder "traditionell-konservativ" oder "religiös-konservativ" - kann die Experten nicht verstehen. Schließlich gebe es quer durch die österreichische Gesellschaft wertkonservative Menschen. "Gerade die ÖVP sollte dieser Gruppe nicht eine Distanz zum Staat nachsagen", so Herzog-Punzenberger.
Auch das Attribut "religiös-konservativ" sei zu hinterfragen. Schließlich sei der Islam eine anerkannte Religionsgemeinschaft - "dann können die Gläubigen diese Religion auch ernst nehmen, ohne dass sie stigmatisiert werden", betont die Wissenschaftlerin.
Kritik an Rolle des Studienautors
Als "unprofessionell" bezeichnete Herzog-Punzenberger auch die Beschränkung der Befragungen auf Moslems mit türkischen und bosnischen Wurzeln in Wien und Umgebung, wenn dann daraus eine Studie unter Moslems in ganz Österreich gemacht werde.
Sehr kritisch beurteilt Herzog-Punzenberger schließlich die Rolle des Studienautors Mathias Rohe von der Universität Erlangen in Deutschland. Rohe sei zwar anerkannter Islam-Experte. Als Integrationsexperte sei er bisher nicht in Erscheinung getreten.
Innenministerium verteidigt Studie
Der Pressesprecher von Innenministerin Liese Prokop, Johannes Rauch, verteidigte indes die vom Innenministerium vorgelegte Studie und wies die Kritik von Herzog-Punzenberger zurück.
Diese sei "nicht nachvollziehbar" und wohl "nach dem Prinzip 'Neid ist die ehrlichste Form der Anerkennung' erfolgt", meinte er gegenüber der APA.
"Sehr viele" Experten würden die Qualität dieser Studie als "einzigartig" loben. Sie sei die erste dieser Form in Europa. "Verwundert" ist Rauch, dass Herzog-Punzenberger als Migrationsexpertin auftrete, "von ihr hat man noch nie etwas gelesen in diesem Bereich", so der Prokop-Sprecher.
(http://www.orf.at/index.html?url=http%3A//www.orf.at/ticker/218602.html%3Ftmp%3D13697)
Respekt - 21. Mai, 16:37