Eine Kolumne für Ausländerhatz
DER STANDARD, 23.03.2006, Seite 10, Chronik
Eine Kolumne für Ausländerhatz
Linz - "Sie fragen sich, warum Ausländer auch nach ihrer fünften Straftat nicht abgeschoben werden, warum die meisten von ihnen arbeitslos sind (und somit Arbeitslosengeld kassieren), warum viele kriminell sind, warum Ausländer gerne Streit provozieren, warum sie nicht alleine kommen sondern mindestens zu zehnt, warum diese fordern und fordern, beispielsweise den Bau von Moscheen oder die Einführung eines eigenen Badetages für Muslime) . . ."
Diese Auflistung angeblicher Verhaltensweisen von Migranten ist nicht, wie nach einem ersten Lesen vermutet, Inhalt eines rechten Flugblattes. Die oberösterreichsche Gratiszeitung Tips veröffentlichte in der Kolumne "Zwischen den Zeilen" diesen Fragenkatalog.
Unter dem Titel "Ausländerfeindlich und ,Ausländerfreindlich'" führt die Redakteurin Sandra Adlesgruber elf Gründe an, warum Integration in Österreich scheitere. Abschließend will sie noch von den Lesern wissen: "Und warum fliegen Sie gerade dorthin auf Urlaub, wo diese Ausländer herkommen und bringen auch noch den Rest Ihres Geldes zu denen, die noch nicht bei uns sind?" Die Reaktion der Leser ließ nicht auf sich warten.
Die Plattform Civilcourage beschwerte sich beim Geschäftsführer und Chefredakteur Josef Gruber über diese Hetze und will für heute, Donnerstag, eine Protestaktion in der Redaktion organisieren. Die Leserin Dagmar Andree schickte an die Staatsanwaltschaft Linz eine Sachverhaltsdarstellung, da der Artikel "zutiefst verletzend" sei und "Lügen beinhaltet, die meiner Meinung nach nicht einfach ungestraft verbreitet werden dürfen."
Nur Vorurteile
SPÖ-Soziallandesrat Josef Ackerl verurteilt ebenfalls eine derart tendenziöse Berichterstattung: "Ein Aufreihen von Vorurteilen, die zu einer Vergiftung des ohnehin schon strapazierten Verhältnisses zwischen Österreichern und Migranten führt." Für Oberösterreichs grünen Menschenrechtssprecher Gunther Trübswasser ist dieser "Gipfel des Unappetitlichen einfach unfassbar". Zugleich sei er aber nur ein weitere Beweis eines (latent) rassistischen Klimas in Linz. Der Artikel "schlägt alles bisher Dagewesene".
Der Gesellschafter des 155.000 Auflagen starken Gratisblattes, Rudolf Cuturi, und Josef Gruber haben aufgrund der Proteste nach Veröffentlichen des Artikels bereits Konsequenzen gezogen. "Die Mitarbeiterin Adlesgruber wird es bei uns nicht mehr geben", teilt Gruber dem STANDARD mit. Sie wurde mit sofortiger Wirkung vom Dienst frei gestellt. Außerdem werde in den nächsten Ausgabe eine Richtigstellung erfolgen.
Eine Einzelmeinung
Gruber sowie die restlichen Mitarbeiter der Zeitung distanzieren sich ausdrücklich von besagtem Artikel. "Dieser stellt die Einzelmeinung einer Redakteurin dar. Wir lassen und nicht in das Eck von Ausländerhassern drängen." Da die Tips-Redakteure "eigenverantwortlich arbeiten", wird kein Beitrag gegengelesen, sondern alle gehen nach Abgabe direkt in Druck, "so auch ,Ausländerfeindlich und Ausländerfreindlich'".
Die Redakteurin beteuert allerdings, es sei nicht ihre Absicht gewesen, einen rassistischen Artikel zu verfassen. Die Ansicht, nur provozieren zu wollen, teilten jedoch weder der Verlag noch viele Leser.
*-*-*
Im Übrigen gibts in Österreich NATÜRLICH keinen Rassismus!
Eine Kolumne für Ausländerhatz
Linz - "Sie fragen sich, warum Ausländer auch nach ihrer fünften Straftat nicht abgeschoben werden, warum die meisten von ihnen arbeitslos sind (und somit Arbeitslosengeld kassieren), warum viele kriminell sind, warum Ausländer gerne Streit provozieren, warum sie nicht alleine kommen sondern mindestens zu zehnt, warum diese fordern und fordern, beispielsweise den Bau von Moscheen oder die Einführung eines eigenen Badetages für Muslime) . . ."
Diese Auflistung angeblicher Verhaltensweisen von Migranten ist nicht, wie nach einem ersten Lesen vermutet, Inhalt eines rechten Flugblattes. Die oberösterreichsche Gratiszeitung Tips veröffentlichte in der Kolumne "Zwischen den Zeilen" diesen Fragenkatalog.
Unter dem Titel "Ausländerfeindlich und ,Ausländerfreindlich'" führt die Redakteurin Sandra Adlesgruber elf Gründe an, warum Integration in Österreich scheitere. Abschließend will sie noch von den Lesern wissen: "Und warum fliegen Sie gerade dorthin auf Urlaub, wo diese Ausländer herkommen und bringen auch noch den Rest Ihres Geldes zu denen, die noch nicht bei uns sind?" Die Reaktion der Leser ließ nicht auf sich warten.
Die Plattform Civilcourage beschwerte sich beim Geschäftsführer und Chefredakteur Josef Gruber über diese Hetze und will für heute, Donnerstag, eine Protestaktion in der Redaktion organisieren. Die Leserin Dagmar Andree schickte an die Staatsanwaltschaft Linz eine Sachverhaltsdarstellung, da der Artikel "zutiefst verletzend" sei und "Lügen beinhaltet, die meiner Meinung nach nicht einfach ungestraft verbreitet werden dürfen."
Nur Vorurteile
SPÖ-Soziallandesrat Josef Ackerl verurteilt ebenfalls eine derart tendenziöse Berichterstattung: "Ein Aufreihen von Vorurteilen, die zu einer Vergiftung des ohnehin schon strapazierten Verhältnisses zwischen Österreichern und Migranten führt." Für Oberösterreichs grünen Menschenrechtssprecher Gunther Trübswasser ist dieser "Gipfel des Unappetitlichen einfach unfassbar". Zugleich sei er aber nur ein weitere Beweis eines (latent) rassistischen Klimas in Linz. Der Artikel "schlägt alles bisher Dagewesene".
Der Gesellschafter des 155.000 Auflagen starken Gratisblattes, Rudolf Cuturi, und Josef Gruber haben aufgrund der Proteste nach Veröffentlichen des Artikels bereits Konsequenzen gezogen. "Die Mitarbeiterin Adlesgruber wird es bei uns nicht mehr geben", teilt Gruber dem STANDARD mit. Sie wurde mit sofortiger Wirkung vom Dienst frei gestellt. Außerdem werde in den nächsten Ausgabe eine Richtigstellung erfolgen.
Eine Einzelmeinung
Gruber sowie die restlichen Mitarbeiter der Zeitung distanzieren sich ausdrücklich von besagtem Artikel. "Dieser stellt die Einzelmeinung einer Redakteurin dar. Wir lassen und nicht in das Eck von Ausländerhassern drängen." Da die Tips-Redakteure "eigenverantwortlich arbeiten", wird kein Beitrag gegengelesen, sondern alle gehen nach Abgabe direkt in Druck, "so auch ,Ausländerfeindlich und Ausländerfreindlich'".
Die Redakteurin beteuert allerdings, es sei nicht ihre Absicht gewesen, einen rassistischen Artikel zu verfassen. Die Ansicht, nur provozieren zu wollen, teilten jedoch weder der Verlag noch viele Leser.
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Im Übrigen gibts in Österreich NATÜRLICH keinen Rassismus!
Respekt - 23. Mär, 13:54